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Das ungeborene Kind
 

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Auszug eines Vortrages von Philip J. Reilly

Die amerikanische "Pro-life-Bewegung" hatte alles versucht ? der entscheidende Erfolg blieb aus. P. Reilly setzt heute allein auf das Wirken Gottes - und erlebt unfassbare Wunder...

Unsere Aktion startet am Rosenkranzfest im Oktober 1989. Damals war ich schon 30 Jahre lang in der "Pro-Life-Bewegung" der USA engagiert gewesen. In Amerika haben wir sehr viele verschiedene Methoden im Kampf für das Leben ausprobiert: Wir versuchten es mit der Erziehung, mit Protestmärschen, mit unzähligen anderen Methoden - das Töten ging weiter. Jeden Tag werden 4.000 ungeborene Kinder in Amerika getötet. Die Menschen verlieren die Hoffnung, sind entmutigt.

Allerdings hatten wir eines nicht getan: Wir waren nicht am Ort der Tötung anwesend. Also wurde zu guter Letzt beschlossen, dorthin zu gehen. Damit begann, was Sie vielleicht unter dem Namen "Operation rescue" kennen: Die Leute blockierten die Eingänge der Abtreibungskliniken. Wahrscheinlich wissen Sie nicht, dass in Amerika rund 50.000 Leute bei solchen Aktionen verhaftet worden sind. Man steckte sie ins Gefängnis, verurteilte sie zu enormen Geldstrafen. Es wurde fast unmöglich, so weiterzumachen. Und dennoch ging das Töten weiter. Was sollten wir also tun? Wir hatten alles versucht - ohne Erfolg. Zuletzt - es war nicht meine Idee - sagte Gott: "Warum versucht Ihr es nicht mit Gott? Warum versucht Ihr es nicht mit der Fürsprache Meiner Mutter?" Wir dachten uns: Wir haben nichts zu verlieren, schließlich haben wir ja alles versucht. Also nahmen wir Gott beim Wort. Das Ergebnis, war unglaublich. Was sich entwickelte, war geradezu ein Wunder.

Es ist entscheidend, dass wir folgendes begriffen: Es genügt nicht, nur zum Ort des Tötens zu gehen. Es kommt darauf an, in welcher Haltung wir dort anwesend sind. Daher muss ich Ihnen eine ganz wichtige Wahrheit mitteilen: Wenn Pro-life-Aktivisten sagen: die Abtreibung ist ein Übel, dann haben sie recht. Tun sie aber nichts, um den Müttern zu helfen, so liegen sie falsch. Eine Frau, die zur Abtreibung geht kann man nicht einem Bankräuber, gleichsetzen. Letzterer ist einfach entschlossen zum Bösen. Eine Frau hingegen, die abtreiben geht, steckt tief in Problemen. Sie mag in diese Situation durch Schwäche oder Sündhaftigkeit geraten sein. Ihr zu sagen, dass sie das Kind behalten soll, verlangt von ihr - ich möchte fast sagen eine heroische Tugend. Denn sehr viele dieser Frauen befinden sich in extrem schwierigen Lagen. Sie würden wohl allein für ihr Kind zu sorgen haben, wissen nicht, woher das Geld für die ärztliche Betreuung - nehmen, müssen mit der üblen Nachrede der Leute rechnen, und, und, und ... Also muss man ihnen helfen. Die richtige Haltung für Pro-Lifer ist zu sagen - Abtreibung ist furchtbar und falsch für das Baby und die Mutter - wir helfen der Mutter. Das ist die einzige Lösung.

Es geht zunächst um eine Änderung der Geisteshaltung: Wir dürfen Frauen, die abtreiben wollen, nicht als böse Menschen ansehen, sondern müssen uns ihnen in Liebe zuwenden. So stehen wir in derselben Haltung wie Maria und der heilige Johannes unter dem Kreuz, in derselben Gesinnung wie Jesus am Kreuz. Wir dürfen nicht verurteilen. Wir haben uns also ganz von den Protestdemonstrationen vor den Abtreibungskliniken abgewandt. Wir sagen kein grobes Wort, nichts, was verurteilt, weder zu den Leuten, die dort arbeiten, noch zu den Ärzten oder den Frauen, die abtreiben lassen wollen.

Der heilige Johannes vom Kreuz sagte: Wo keine Liebe ist, bringt die Liebe hin - so werdet ihr die Liebe finden. Wo Dunkelheit ist, verdammt sie nicht; ereifert euch nicht über das Böse, sondern bringt Licht, bringt Leben, bringt Liebe, bringt Umkehr der Herzen. Manchmal benehmen wir uns aber wie Petrus, ziehen das Schwert und schlagen ein Ohr ab. Wir rufen Gott zu, Er möge einen Blitz dreinfahren lassen. Dieses Gebet erhört Gott nicht. Aber welches erhört Er? Das Gebet: "Gott bekehre ihre Herzen, rette ihre Seelen!" Jesus hing am Kreuz, um die Abtreiber zu retten. Er liebt die Frau, die zur Abtreibung geht. Er will verhindern, dass sie in die Hölle kommt. Er starb dafür, damit sie alle in den Himmel kommen.

Pro life zu sein, heißt also, mit Christus Opfer zu sein. Es ist nicht leicht, wie Maria und Johannes zusehen zu müssen, wie man Jesus kreuzigt, zusehen, wie die Babys sterben, wie man die Frauen ausbeutet - und nicht dreinzuschlagen, sondern auszuharren in Liebe, in Frieden, verzeihend. Sie und ich können das nicht. Nur Gott kann uns helfen, das zu tun. Nur Christus in uns. Wir dürfen dieses Problem nicht mit unserer Schwäche belasten, sondern müssen die Kraft Christi hintragen.
Die Anwesenheit vor der Abtreibungsklinik muss daher ruhig, sanft und liebevoll vor sich gehen. In dieser Atmosphäre bekehren sich die Herzen. Unfassbar, welche Wunder geschehen, wenn Menschen in dieser Haltung gegenwärtig sind.

Bevor wir zur Abtreibungsklinik gehen, bitten wir Klöster und Altenheime für uns zu beten. In Fatima, dem Kloster Pius XII. beten die Schwestern 24 Stunden am Tag vor dem ausgesetzten Allerheiligsten den Rosenkranz - auch für uns. Eine Gruppe kleiner Kinder opfert, was sie können, für uns auf. Ich bin Kaplan in einem Kloster kontemplativer Schwestern, die jeden Tag für uns beten. Alles hängt vom Gebet ab.
Es geht also um eine Umkehr der Herzen. Nur Gott kann das bewirken. Dafür müssen wir beten und fasten. Und wir tun das, glauben an die Allmacht Gottes und seine Fähigkeit, Leben zu verändern. Wir glauben, dass Gott Maria eine ganz außergewöhnlich große Rolle zugedacht hat, mitzuhelfen, das Leben von Menschen zu verändern. Sie ist einbezogen in die Verteilung der Gnaden Gottes. Es ist verrückt, diese mächtigsten Mittel gegen das Böse zu besitzen und nicht einzusetzen - stattdessen die eigenen Mittel heranzuziehen.

Wir sind aus drei Gründen vor der Klinik: Wir beten für jedermann, wir informieren, wir bieten Hilfe an. Wir kommen im Namen Gottes - mit Liebe. Bedeutet diese Art der Anwesenheit einen Unterschied? Ja, einen enormen. Ich erzähle Ihnen ein Beispiel: Am Fest der kleinen Therese von Lisieux gingen über 70 Frauen in die Klinik. Um zwei Uhr Nachmittag hatten 37 ihr Kind abgetrieben. Aber 38 Frauen kamen heraus und hatten das Leben gewählt. Dann kam der Arzt heraus, auf mich zu. Er sagte: "Kann ich mit Ihnen sprechen?" -"Ja" - "Es beschäftigt mich. Ich muß Ihnen sagen: Von nun an werde ich in meinem Arztleben nichts mehr mit der Abtreibung zu tun haben." Er ist ein jüdischer Arzt, und ich fragte ihn, ob ich ihn segnen dürfe. "ja". Ich segnete ihn und sagte: "Gott wird von nun an aus Ihnen einen großen Apostel des Lebens machen. Wir müssen aus diesem Ort des Tötens einen Ort der Heilung machen." Er darauf: "Sie haben Recht." Und er ging zurück ins Gebäude und sagte allen seinen Mitarbeitern: "Wir müssen dieses Haus in einen Ort des Heilens umwandeln."

Das ist das Geheimnis des Erfolgs: Das Blut Christi ist die Antwort auf unsere Probleme. So schreibt es der Heilige Vater in der Enzyklika "Evangelium vitae". In der Messe haben wir unsere Aufmerksamkeit oft zu sehr darauf gerichtet, daß das Brot zum Leib Christi wird. Sicher ist das wichtig, sind wir doch ein Leib in Christus. Aber vergessen Sie während der Messe nie, daß der Wein zum Blut Christi gewandelt wird. Es sagt uns, so der Heilige Vater, wie kostbar wir in den Augen Gottes sind. Wir wurden gerettet durch das kostbare Blut Christi. Das Blut Christi ist kein Zeichen des Todes, sondern ein Geschenk Gottes. Es wurde für uns vergossen. Es bringt Leben, Liebe, Einheit mit Gott. Das ist unsere Berufung: Unser Leben aus Liebe für andere zu verströmen.

Wenn eine Mutter auf ihrem Weg in die Abtreibungsklinik das weiß, das sieht, dann wird sie ihr Leben für ihr Kind geben und wird es nicht um irgendeiner Annehmlichkeit willen beseitigen. Vor allem aber: Das Blut Christi befriedigt nicht nur Gottes Gerechtigkeit, es bringt Gottes barmherzige Liebe herunter auf diese Erde, seine Vergebung, seine Erlösung. Er schafft uns neu. Wir müssen Zeugen dieser Art von Gottesliebe mitten in einer Kultur des Todes sein. Wir sollen die Kultur des Todes nicht beklagen, sollen uns nicht über sie ärgern. Wir sollen stolz darauf sein, daß uns Gott dieses Leben geschenkt hat. Er schenkt uns Vertrauen. Wir sind gesegnet, in diesem Zeitalter zu leben, gerufen und gesendet, in diese Welt sein Leben zu bringen.

Was ist also zu tun? Wir fangen in der Kirche an, beginnen damit, dem Vater das Blut Christi zu opfern, empfangen den kostbaren Leib Christi. Dann gehen nicht mehr wir nach Golgotha, sondern es ist Christus in uns. So fangen wir also mit einer Messe in einer Kirche an, die in der Nähe der Klinik liegt. Der Bischof kommt, feiert die Messe mit uns. Nach der Messe wird das Allerheiligste ausgesetzt, der Priester zieht ein Strassengewand an, beginnt den Rosenkranz zu beten und führt den Zug aus der Kirche - weiterhin Rosenkranz betend. Vom Beginn der Prozession bis zu ihrem Ende - kein Wort untereinander. Wir informieren vorher die Polizei. Diese erwartet uns an der Kirche und begleitet uns die Strasse hinunter bis zur Klinik.
Den ganzen Weg zur Klinik beten wir, dort dann 15 Geheimnisse. Zwischen jedem Gesätzchen singen wir ein Lied. Am Ende knien wir eine Minute auf dem Gehsteig nieder - in absoluter Stille. Wir flehen Gottes Barmherzigkeit auf uns und alle herab. Sie können auf dem Broadway eine Stecknadel fallen hören, wenn dies geschieht. Wir müssen uns selbst demütigen. Dann erhört uns Gott und die Herzen werden sich bekehren. Dann stehen wir auf. Im Gebet bringt uns die Polizei in die Kirche zurück. Dann gibt es einen Abschlußsegen.
An der Abtreibungsklinik gibt es auch Leute, die Gehsteigberatung machen. Sie sprechen mit großer Liebe zu den Frauen, die in die Klinik gehen.
Als wir in der Diözese Brooklyn begannen - wir waren zunächst sechs: drei Großmütter, ein Großvater, ein berufstätiges Mädchen und ich - gab es 44 Abtreibungskliniken: 55.000 Babys pro Jahr wurden allein in unserer Diözese getötet. In sieben Jahren hat Gott 22 Kliniken geschlossen.

5.000 Frauen kommen heute pro Jahr wieder aus der Klinik heraus, nachdem sie sich für das Leben entschieden hatten. Das große Wunder ist dies: Die Bewegung hat sich auf den ganzen Staat New York ausgeweitet. Dort wurden insgesamt 37 Kliniken geschlossen. Die Bewegung hat sich von New York nach Kalifornien ausgebreitet, nach Australien, Neuseeland. 50 Bischöfe (davon drei Kardinäle) führen heute in Amerika die Leute durch die Straßen zu den heutigen Auschwitz und Dachaus von Amerika. Es gibt auf der Welt wohl keinen anderen Ort, wo Menschen so bereit sind, ihr Leben zu ändern, wie dort vor den Abtreibungskliniken, wenn dort das Volk Gottes liebevoll und entgegenkommend anwesend ist. Der Rosenkranz ist nicht nur etwas, was wir vor der Klinik beten, sondern ein Gegenstand, den wir dort an Menschen aller Glaubensrichtungen weitergeben - und zwar mit wunderbaren Folgen. Im ganzen Land gibt es Leute, die für mich Rosenkränze anfertigen, damit ich sie verteile. Ich bitte sie, daß sie bei deren Anfertigung für die Person beten, die ihn bekommen wird. Sie glauben gar nicht, wie viele Leben so gerettet werden, wie viele Menschen zu Gott zurückfinden!

Wenn eine Frau nach der Abtreibung aus, der Klinik kommt, gehe ich auf sie zu und sage: "Mami, darf ich Ihnen ein Geschenk machen?" Sie schaut mich groß an und ich sage: "Bitte nehmen sie diesen Rosenkranz!" Ich erkläre ihr, wie sie ihn beten kann. "Wenn sie ihn beten kommen sie nie wieder hierher zurück", sage ich dann. "Beten Sie ihn nicht werden Sie wohl wiederkommen, was Sie doch sicher nicht wollen." Worauf sie antwortet: "Pater, es stimmt." Dann ergibt sich ein Gespräch über die Änderung des Lebens, die Barmherzigkeit Gottes. Es ist unfaßbar, was da geschieht. Es gibt mehr Evangelisation vor Abtreibungskliniken als an irgendeinem anderen Ort. Ich möchte Ihnen versichern: Wenn wir Gott wirklich vertrauen, dann schenkt der Allmächtige Segen in unfaßbarem Ausmaß, jenseits aller Erwartungen.

Überarbeiter Auszug aus einem Vortrag von P. Reilly, dem Gründer der Aktion "Helpers of God`s Precious Infants" im Juni 1996 in Wien.

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