3f) Eine Handreichung zur "richtigen" Berichterstattung
über Papst Benedikt XVI.
Zehn Regeln
für Journalisten, die über Benedikt XVI. schreiben wollen/müssen,
wie es sich gehört. Ein Satirebeitrag von Armin Schwibach
Endlich gibt es eine griffige Zusammenfassung, damit diese
vornehme Aufgabe wie Öl über den Schirm, das iPad oder einfach über
den Schreibtisch flutscht - eine praktische Handreichung in der Form eines
Dekalogs mit Unterpunkten, damit Du als Journalist, Kommentator, Talkshowmaster,
Leitartikelschreiber oder Blogger wirklich gewappnet bist! Wir wollen Dir helfen,
Deine verantwortungsvolle Arbeit so zu tun, dass sie wirklich dem "Gemeinwohl",
der "Objektivität" und dem "Informationsbedürfnis" Deiner
Leser dient. Falls Dir dennoch einmal jemand vorwerfen sollte, eine Wirklichkeit
zu beschreiben, die es gar nicht gibt: Schwamm drüber, mach einfach weiter
so!
Die drei Päpste bilden eine Kontunität.
1. Bereite Dich sorgfältig auf jede Apostolische Reise
Benedikts XVI. vor:
a) Entfache zuerst eine umfangreiche Polemik über die Kosten der Reise.
b)
Bemühe Dich genauestens um die möglichen Thematiken, die während
der Reise zur Sprache kommen könnten (pädophile Priester; Homosexualität;
massenhafte Kirchenaustritte; eventuelle Kontraste mit Protestanten, Juden,
Moslems, Atheisten, "Wir sind Kirche"; wiederverheiratete Geschiedene;
Zölibat; Frauenweihe). ATTENZIONE! Liegt das Land in Afrika? Dann kann
es nur ein Thema geben: AIDS und "Kondomverbot". Ignoriere sämtliche
aktuellen Stellungnahmen renommierter AIDS-Forscher, die betonen, dass Kondome
das AIDS-Problem niemals lösen können. Wie es den Leuten in Afrika
wirklich geht, kann Dir egal sein.
c) Stelle die Reise als "die schwierigste
des Pontifikats" dar.
d) Betone so weit wie möglich die üblichen
Protestdemonstrationen, die organisiert werden. Erwecke den Eindruck, dass
die Zahl der Demonstrierer größer sein wird als die der Gläubigen.
e)
Betone die Tatsache, dass der Papst die Verhältnisse in den Ländern,
die er besucht, nicht wirklich kennt, da er weltfremd und verschanzt im Vatikan
lebt (dort Katzen streichelt, Bücher schreibt, Klavier spielt, mit keinem
spricht, einsam seinen Apfelstrudel isst und diesen mit Orangensaft hinunterspült).
f)
Mach ein Interview mit Hans Küng.
g) Sollte der Papst zufällig Deutschland
besuchen, ist das Zitat "nemo propheta in Patria" obligatorisch
2.
Die Reise verläuft völlig anders, als Du erwartest hast?
a) Kopf hoch!
b)
In Deinen Interviews sollten ausschließlich Katholiken zu Wort kommen,
die solche Sachen sagen: Johannes Paul II. war mir lieber, oder: Ich bin hier
nur aus Neugierde, oder: Ich bin zwar katholisch, aber mit DIESER Kirche und
mit DIESEM Papst habe ich meine GROSSEN Probleme, oder: Der Papst ist mir egal.
Wenn möglich, mach Interviews mit Priestern zwischen 60 und 75 oder mit
ausgewählten Seminaristen. Suche altliberale Weihbischöfe, die gern
Insidernews ausplappern.
c) Zeig die Bilder der Gegendemonstranten, auch wenn
es nur ein paar Leute sind, die mal einen Tag anders verbringen wollten. WICHTIG:
Nutze die Hälfte der Zeit, die Dir in der Nachrichtensendung zur Verfügung
steht, um über die Demonstranten zu berichten und nicht über das,
was der Papst sagt oder tut.
d) Hebe NIE die Zahl der Gläubigen hervor,
die gekommen sind, um Papst Benedikt XVI. zu hören. Erinnere Dich IMMER
an das Prinzip, dass ein Demonstrant mit zwei multipliziert werden muss, während
jeder Gläubige nur die Hälfte wert ist.
e) Wenn der Papst sagt: "Wir
verteidigen die Familie", dann schreib: "Der Papst ist gegen eingetragene
Lebensgemeinschaften".
f) Wenn während des Besuchs irgendetwas passiert,
das völlig irrelevant ist (ein angebliches Attentat, falsche Drohungen,
...) so hebe DAS hervor und nicht, was der Papst tut.
g)
Vergiss NIE, Deine Leser darauf hinzuweisen, dass der Papst nicht explizit über
den Missbrauchskandal gesprochen hat. Sollte der Papst dies dennoch tun,
ignoriere es!
h) Hans Küng MUSS interviewt werden.
i) Wenn Dich der Papst überrascht,
dann übertreibe nicht. Du kannst immer schreiben, dass Benedikt XVI. eine
komplexe Sprache spricht, die dem "Menschen auf der Straße" nichts
zu sagen hat, oder dass der "Professor Papst" schon vor 40 Jahren
eine ähnliche Theologie gelehrt hatte, wie er es jetzt tut.
j) Wenn Dir
zwei Zahlen zu den Präsenzen der Gläubigen zur Verfügung stehen,
wähle immer die kleinere.
k) Wenn es nicht anders geht, dann berichte,
dass zwar viele da waren, die meisten jedoch aus Neugier, Zufall oder wegen
des Vorprogramms zu der Veranstaltung gekommen sind.
l) Ignoriere den Rest der
Reise.
3. Wenn die Reise zu Ende ist, dann:
a) Mach sofort ein Interview mit
Alois Glück oder Helmut Schüller. Die möchten auch mal was gefragt
werden.
b) Ansonsten: sprich nicht mehr von der Reise. Sie ist abgefeiert.
4.
Vergiss NIE das Top-Thema der letzten Jahre! Sexueller Missbrauch durch Kleriker
ist immer in.
a) Kommt es zur Verbreitung von Nachrichten über neue Anklagen
gegen den Papst (z.B. eine Anzeige beim internationalen Strafgerichtshof in
Den Haag), dann stell Dich dumm und tu so, als wüsstest Du nicht, dass
Joseph Ratzinger der Mann ist, der in den letzten Jahrzehnten am meisten getan
hat, um die Geißel des Missbrauchs in der Kirche zu bekämpfen und
auszumerzen.
b) Zitiere NIE die von Joseph Ratzinger und Benedikt XVI. getroffenen
Gegenmaßnahmen.
c) Der Papst MUSS auf die erste Seite kommen, wenn möglich
mit einem schlechten Foto (von hinten, von der Seite, in einem düsteren
Licht).
d) Tu alles dafür, dass der Leser denkt, dass die Missbrauchsskandale
während des Pontifikats Benedikts XVI. begonnen haben.
e) Wenn es in der Kirche brennt, dann versuche, die
ganze Verantwortung auf den Schultern Benedikts XVI. abzuladen. Solltest Du
aber merken, dass der Wind jetzt aus einer anderen Richtung weht, dann schreibe:
Das ist nicht allein das Verdienst Benedikts XVI.
f) Wenn andere und angesehene Kommentatoren erklären,
dass Benedikt XVI. der Papst ist, der am meisten gegen den sexuellen Missbrauch
in der Kirche getan hat, dann schalte in den Rückwärtsgang und rede
nicht mehr von Sachen wie Den Haag.
g) Mach die Leute glauben, dass Benedikt
XVI. SEHR VIEL MEHR tun könnte. Der Papst MUSS immer im Unrecht sein.
h) Unterlasse es, darauf hinzuweisen, dass Joseph Ratzinger seit dem Jahr
1988 mehr Strenge bei der Bestrafung von Schuldigen gefordert hat.
5. Wenn der Papst eine wichtige
Ansprache hält, dann:
a) Tu so, als hätte er nicht gesprochen, um
Dich dann darüber aufzuregen, dass er nichts über ein bestimmtes
Thema gesagt hat.
b) Das "Ja zum Leben" MUSS zum "Nein zur Pille
danach" werden, das "Ja zur Familie" zum "Nein zu Lebenspartnerschaften",
vor allem wenn es um Homosexuelle geht.
c) Wenn der Papst die Bischöfe
eines gewissen Landes an die Kandare nimmt, so verteidige IMMER die Bischöfe
im Namen der KOLLEGIALITÄT.
d) Zitiere immer DAS Konzil und erwecke den
Eindruck, als wolle der Papst alle Konzilsdokumente annullieren lassen.
6. Wenn
Benedikt XVI. im Fernsehen spricht:
a) Betone IMMER, dass er SO ANDERS ist als
sein charismatischer Vorgänger.
b) Mach Interviews mit Leuten, die erklären,
sie würden andere Päpste vorziehen.
c) Ergreife jede Gelegenheit, um darauf hinzuweisen,
dass er Dir nach seiner Wahl "kalt" vorkam, weil er ja ein "Deutscher" ist
und eben der "Panzerkardinal" und "Großinquisitor" war.
d)
Betone, dass Benedikt XVI. "Professor" war, und vermittle den Eindruck,
dass das gegen ihn spricht.
e) Nicht vergessen: Mach ein Interview mit Hans
Küng (sollte er wieder einmal woanders beschäftigt sein: es gibt
auch Uta Ranke Heinemann oder Bernhard Häring. NICHT auf die Memorandisten
zurückgreifen! Die kennt keiner).
7. Wenn es um die Beziehung zwischen Benedikt XVI.
und den anderen christlichen Konfessionen oder den anderen Religionen geht,
dann aufgepasst!
a) Stell Dich immer auf die Seite der Protestanten.
b) Wenn
es um die Juden geht, dann vergiss NIE zu erwähnen, dass der Papst Deutscher
ist und die Exkommunikation der Weihbischöfe der Priesterbruderschaft
St. Pius X. zurückgenommen hat.
c) NIE, NIE und NIMMER und auf KEINEN
FALL darfst Du erwähnen, dass es Benedikt XVI. war, der die Karfreitagsfürbitte
für den sogenannten Tridentinischen Ritus radikal geändert hat. NIE,
NIE und NIMMER darfst Du sagen, dass dies weder Paul VI. noch Johannes Paul
II. getan hatten, obwohl die "Alte Messe" nie abgeschafft worden
war. NIE, NIE und NIMMER darfst Du sagen, dass Benedikt XVI. dies getan hat,
um den Juden entgegenzukommen und sie wirklich ernst zu nehmen.
d) Rolf Hochhuth
hat kein ideologisches Drama geschrieben, sondern ein Geschichtsbuch. Vergiss
NIE zu betonen, dass es Benedikt XVI. war, der Pius XII. zum "ehrwürdigen
Diener Gottes" erklärt hat. Unterlasse es IN JEDEM FALL, daran zu
erinnern, dass der Heiligsprechungsprozess Pius' XII. im Jahr 1967 unter dem
Pontifikat Pauls VI. eröffnet wurde.
e) Wenn die Muslime Thema sind: zitiere
IMMER die "Regensburger Rede" als DEN Stolperstein SCHLECHTHIN, den "Beweis
für die diplomatische Unfähigkeit" des Papstes. NIE und NIMMER
darfst Du von den enormen Forschritten im Dialog zwischen der Kirche und den
Muslimen nach der Ansprache von Regensburg sprechen.
f) Erwähne NIE die
orthodoxen Kirchen und die bevorstehende mögliche Kirchengemeinschaft.
Solltest Du gezwungen sein, von den Orthodoxen zu sprechen, dann kommentiere
NIE die Annäherung zwischen den
orthodoxen Kirchen und der katholischen Kirche als "Verdienst" Benedikts
XVI.
8. Wenn es um die Menschenmassen geht, die zu Papst Benedikt
XVI. kommen, dann:
a) IGNORIERE SIE!
b) Tu so, als ob Du die Zehntausenden von
Gläubigen nicht siehst, die zum sonntäglichen Gebet des Angelus oder
zu den Generalaudienzen auf den Petersplatz strömen.
c) Sollte einmal ein
Gläubiger weniger kommen, als angekündigt worden war: Reserviere
einen Kasten auf der ersten Seite. Wenn allerdings die Menschenmenge alle
Erwartungen übertrifft, dann tu so, als wäre nichts geschehen, und
gehe darüber hinweg.
d) Um Deinen Thesen den rechten Unterbau zu geben,
mach ein Interview mit Hans Küng.
Quelle: www.kath.net, November 2012
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