- Offener Brief Gottes an seine Erdenkinder -
Es ist noch gar nicht lange her, als in Erfurt die Schüsse fielen, als
die Twin-Tower in New York zusammenstürzten - seitdem klingt mir Eure Frage
im Ohr: "Wo warst Du da, lieber Gott?" Ich hörte Euren vorwurfsvollen
Unterton heraus: Du, Allmächtiger, warum hat Du das nicht verhindert, dass
das Leben unschuldiger Menschen ausgelöscht wurde?! Glaubt mir, ich war
ganz tief getroffen, in meiner Mitte, dort wo meine Barmherzigkeit sitzt. Aber,
habt Ihr wirklich gemeint, ich würde die anfliegenden Maschinen mit meiner
Hand aus dem Himmel um die Twin-Towers herumleiten?
Hört mir jetzt bitte einmal genau zu:
Seit Jahren habt Ihr mich gebeten, Eure Schulen zu verlassen, Eure Regierungen
zu verlassen, einfach Euer Leben zu verlassen, Euch nicht mit meiner Gegenwart
zu behelligen. Weil ich mich niemandem aufzwingen will und kann, habe ich mich
zurückgezogen. Wie konntet Ihr also erwarten, dass ich den Täter aus
Erfurt an der Schultür abfange und ihm die Waffen abnehme?
- Wenn sich ein einziger darüber beklagt, dass in der Schule ein Kreuz
hängt oder vor dem Unterricht gebetet wird, weil er sich dadurch in seiner
Persönlichkeitsentfaltung gestört fühlt. Dann wird eben aus
Rücksicht auf ihn eben das Kreuz abgehängt und nicht gebetet - die
Mehrheit schweigt und Ihr seid stolz auf Eure Toleranz.
- Wenn heute gegen mein Wort - ach Ihr kennt es ja: Du sollst nicht töten
usw. - protestiert wird, es schränke die Freiheit und den autonomen Willen
ein, dann sagt Ihr dazu Euer o.k. - und ganze Generationen wachsen heran ohne
mein Wort.
- Wenn Frauen sagen, wir treiben unsere Kinder ab, weil unser Bauch uns gehört
- dann ist Euer Einverständnis gewiss. Schließlich ist Euch Eure
Selbstverwirklichung wertvoller und wichtiger als ein Menschenleben.
- Wenn Künstler lautstark dazu auffordern, ihre Redefreiheit dürfe
in keinster Weise eingeschränkt werden und sie dürften im Namen
der Kunst alles zeigen, was es an Gewalt, uneingeschränkten Sex und Perversionen
so gäbe - da habt Ihr Euer o.k. genickt.
- Und wenn dann in euren TV - Programmen Szenen von Vergewaltigung, Drogenkonsum,
Mord in allen Variationen am Freitag, Samstag und Sonntag Abend vorkamen,
dann habt Ihr das verharmlost: Es gehe doch nur um Unterhaltung und jeder
könne ja abschalten!
Betroffen und ratlos habt Ihr Euch gefragt: Warum können unsere Kinder
nicht mehr zwischen Gut und Böse unterscheiden? Lernen sie das nicht mehr
in der Schule? Entsetzt habt Ihr festgestellt, dass es Euren Kleinen nichts
ausmacht, Klassenkameraden schon am Boden liegend zu treten, Mitschüler
zu verhöhnen, wenn sie nicht die neuesten Trendklamotten anhatten: Mobbing
im Klassenzimmer! Entsetzt habt Ihr festgestellt: Auch meine Tochter, mein Sohn
könnte so was tun, denn es dämmerte Euch die Erkenntnis: Was der Mensch
sät, wird er auch ernten. Lieber Gott, wo warst Du, als mein Sohn im Rausch
an einen Baum fuhr? Wo warst Du, als sich der Täter von Erfurt wie in einer
Ekstase kaltblütig seine Opfer aussuchte und hingerichtet hat?
- Eigenartig, wie leicht Ihr Euch meiner Person entsorgt und wie schnell Ihr
Euch wundert, dass es in Eurer (und meiner) Welt so gnadenlos höllisch
zugeht.
- Eigenartig, wie Ihr den Zeitungen bedenkenlos Glauben schenkt, die Bibel
aber in Frage stellt und als Märchenbuch abtut.
- Eigenartig, wie jemand sagen kann: Ich glaube an Gott - aber am liebsten
ist es mir, wenn er mich in Ruhe lasst und wenn nach einer dreiviertel Stunde
der Zauber vorbei ist.
- Eigenartig, wie schnell Ihr über andere urteilt, aber Euch gegenüber
naiv und kritiklos dahinlebt.
- Eigenartig, wie leicht Brutalität, das Vulgäre und Obszöne
frei durch den Cyberspace fließen, aber gleichzeitig die öffentliche
Diskussion über den Religionsunterricht angeheizt wird, weil er angeblich
nicht mehr in unsere plurale Gesellschaft passe.
- Eigenartig, wie viel besorgter Ihr darüber seid, was die Leute von
Euch denken als darüber, was ich über Euch denke!
Und Ihr fragt immer noch: Lieber Gott, wo warst Du?
Ich wollte bei euch sein - das ist ja mein Name und mein Wesen. Man hat mir
aber klargemacht, dass der Anblick meines gekreuzigten Sohnes sich schädlich
auf die seelische Entwicklung der Kinder auswirke und gar die kostbare Freiheit
eines Lehrers einenge.. - und dabei lasst Ihr die Seelen der Kinder am laufenden
Fernseher vergiften! Ich wollte bei Euch sein, aber ihr wollt meinen Namen aus
eurem Grundgesetz streichen, weil das die anderen Religionen benachteiligt....und
Ihr vergesst, was zwei Weltanschauungen ohne mich bei Euch angerichtet haben?
(Nationalsozialismus, Kommunismus)
Ihr wollt eine Politik machen - ohne mich -, und nun wundert ihr Euch, dass
ich das zulasse und Euren Wünschen entspreche? Soll ich eingreifen, wenn
Ihr den Ast absägt, auf dem Ihr sitzt? Und wenn Ihr dann im Herunterfallen
nach mir ruft - soll ich da eingreifen und Euch auffangen? Lebt Euer Land in
jener Sorglosigkeit wie im alten Rom, wo schon die jungen Völker vor der
Tür standen und die Römer es nicht merken wollten?
Ich überlege mir: Soll ich Euch weiterhin ein barmherziger Gott sein, gnädig,
reich an Huld und Treue? ( Ex 5-6, 8-9) Wollt Ihr mich nur einlassen über
Euren Lieferanteneingang oder finde ich bei Euch noch ein paar aufrechte und
ehrliche Leute, die mich offiziell willkommen heißen? Wie gesagt: Ich
dränge mich nicht auf, und wenn Ihr auf die Landkarten schaut, wo überall
ich schon war und nicht mehr bin: Ihr könnt mit mir rechnen - das ist mein
Name -, aber Ihr könnt mich nicht manipulieren und erwarten, dass ich auf
Knopfdruck handle. Lasst es mich wissen, ob ich Euer Immanuel sein kann. Ihr
wisst, wo ich zu erreichen bin.